Buchbesprechung / Rezension

Geliebt, verkannt, verbannt. Und doch wieder da: Hanf

Besprechung des Buches „Hanf. Für Schönheit, Heilung und Ernährung“ von Franziska von Au

Kolumbus wäre vielleicht nie auf Entdeckungsfahrt gegangen. Englische Bogenschützen hätten möglicherweise nie gesiegt. Levi Strauß hätte unter Umständen nie seine ersten Jeans schneidern können. Ob Tauwerk für Schiffe, Sehnen für Langbögen oder Fasern für Stoffe: in ihnen steckt(e) Hanf, eine der ältesten Kultur- und Nutzpflanzen! Die meisten assoziieren Hanf mit einem Rauschmittel. Aber diese Pflanze kann so viel mehr. Ein Plädoyer von Franziska von Au über die Nutzpflanze in ihrem Buch „Hanf“. 


Disclaimer: Das Buch wurde mir durch den Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Verlag bezahlt mich nicht für diesen Blogartikel oder Backlink. Die Rezension schreibe ich aus eigenem Antrieb.

 

Bildquelle: PR Agentur Schulz
Bildquelle: PR Agentur Schulz

Hanf ist nicht immer ein pflanzliches Rauschmittel.

Der echte bzw. gewöhnliche Hanf trägt den lateinischen Namen Cannabis sativa und wird wegen seinen zahlreichen Verwendungsmethoden auch als Nutzhanf bezeichnet. Der Nutzhanf hat kaum THC (Tetrahydrocannabinol) und somit keine berauschende Wirkung. Die zweite Pflanzenart wird als Cannabis indica bzw. indischer Hanf bezeichnet und ist die Quelle für Rauschdrogen und medizinisches Marihuana.

 

Hanf hat Geschichte.

Erste Nachweise in einem Dorf in Taiwan konnten den Ursprung der Pflanze um 10.000 Jahre zurückdatieren! Dabei wurden Faserspuren und Samen entdeckt, sodass Hanf damals schon der Ernährung und dem alltäglichen Leben dienlich war. Nomadenvölker aus Zentralasien brachten den Hanf weiter Richtung Westen – bereits 5.000 v. Chr. muss der Hanf in Mitteleuropa angekommen sein, was durch Ausgrabungen in Thüringen nachgewiesen worden ist.

 

Hanf hat viele gute Eigenschaften.

Der Hanf ist Nutzpflanze, unterstützt die Ernährung und machte sich sogar Heilpflanze einen Namen. So hat u.a. die heilige Hildegard von Bingen Hanf gegen viele Beschwerden verordnet, denn Hanfsamen und Hanfsamenöl enthalten viele gute essentielle Nährstoffe.

 

Hanf hatte Gegenspieler.

Die Zeit des Hanfs ging vorerst zu Ende, als sich die Wettbewerbssituation für den Hanf spürbar änderte. Da waren die wesentlich preiswerte Produktion von Baumwolle sowie der neu entdeckte Rohstoff Jute, die eine Nachfrage nach Hanf zurückgehen ließ. Doch auch ein Rückgang in der Seeschiffahrt (mit dem damit verbundenen Rückgang nach Ausrüstung aus Hanf) sowie eine neue Technik in der Papierherstellung (Papier in endlos umlaufenden Papierollen ohne Hanf oder Flachs) ließen den Hanf immer unbedeutender werden.

 

Hanf hatte „unfreiwillige“ Helfer.

Mit diesen Unterstützern hatte dann wohl die Nutzpflanze Hanf nicht mehr gerechnet, aber ein Krieg kann alle „Spielregeln“ kurzfristig außer Kraft setzen. So war bspw. mit der Machtübernahme der NSDAP ab 1933 Deutschland im internationalen Handel in „Bedrängnis“ und fand im Hanf einen günstigen Rohstoff, der sich schnell und einfach anbauen ließ. Fast alle Textilgewebe für das Militär konnten hergestellt werden. Diese Rohstoff-Quelle hatte übrigens u.a. auch Amerika für sich entdeckt: so erfolgte nach dem ursprünglichen Verbot von Marihuana und Hanf in 1939 kriegsbedingt wieder die Freigabe im Jahr 1941.

 

Hanf wird vorübergehend „angezählt“.

Doch der Konkurrenz durch die neuen Produkte Jute, Baumwolle, Nylonfaser war der Hanf unterlegen. Denn diese wurden maschinell verarbeitet und konnten vergleichsweise wesentlich günstiger produziert werden.

Aber dann war da auch noch die Macht der Lobbyisten. So zeigten sich Holz-, Papier- und Zeitungsunternehmen überhaupt nicht begeistert, dass man Zeitungspapier aus Hanf herstellen wollte. Dabei kam wohl der Leiter der US-Drogenbehörde genau richtig, der schließlich das Verbot von Marihuana durchsetze und dabei gleich auch den Hanf bei Anbau und Konsum streng untersagte.

 

1961 wurde schließlich von der Weltgesundheitsorganisation WHO das globale Verbot von Marihuana einschließlich Hanf und seiner Derivate ausgesprochen. 1969 dann ein „kleiner Lichtblick“ für die alte Nutzpflanze Hanf durch den WHO, die für Hanf keine physische Abhängigkeit nachweisen konnte und so „nur“ gesetzliche Kontrollen empfahl.  In Deutschland war von 1982 bis 1996 der Hanfanbau verboten.

 

Hanf in Deutschland wieder bedingt erlaubt.

Seit 1996 darf nur von Unternehmen und nur unter strengsten Auflagen wieder Nutzhanf in Deutschland angebaut werden. Seit März 2017 ist, ebenfalls unter strengsten Auflagen, der Anbau von medizinischem Hanf durch medizinische Unternehmen zugelassen. Privatpersonen ist in beiden Fällen der Anbau nicht erlaubt.

 

Ohne Hanf wäre sicher vieles anders gekommen

Franziska von Au hat in Ihrem Buch die spannende Geschichte der Nutz- und Heilpflanze Hanf nachgezeichnet. Viele Fakten wurden von ihr zusammengetragen (in dieser Buchbesprechung konnte wirklich nur ein kleiner Teil erwähnt werden..) – der Leser angeregt, sich auf vielen Betrachtungsebenen mit Hanf auseinanderzusetzen. „Ohne Hanf wäre sicher vieles anders gekommen“ stellt Frau von Au fest – und nach der Lektüre der vielen von ihr aufbereiteten Einsatzbereiche für den Nutzhanf (Lampenöl, Zusatz für Farben, Leinwände, Seekarten, Dichtungsmaterial, u.v.m.) kommt der Leser wirklich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Übrigens: von der Blüte bis zum Stängel, vom Blatt bis zur Faser – Hanf kann komplett verwendet werden!

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Geschichtsbuch und Rezeptbuch zugleich

Das lehrreiche Buch von Franziska von Au ist nicht nur ein Geschichtsbuch, sondern will mit vielen besonderen Rezepten regelmäßig aus dem Bücherschrank gezogen werden und einen Beitrag zu Ernährung und Kosmetik leisten. Wie wäre es beispielsweise mit „Hanfbutter crunchy“ oder einer „Hanf-Kräuter-Salbe“?

Und keine Sorge – die berauschende Wirkung bekommt der Nutzer vielleicht nur die bewundernde Betrachtung von Köchin oder Koch, nicht jedoch durch der Genuss der Erzeugnisse.

 

Hat Hanf wieder seinen Platz zurückerobert?

In zwei großen Kapiteln durchleuchtet Franziska von Au die Themenfelder „Hanf als Medikament“ und „Beschwerden lindern und Krankheiten heilen“. Hatte Hanf anfangs „nur“ die Möglichkeit, als Hausmittel zu wirken, so kann es heute Dank zahlreicher Studien und umfangreicher medizinischer Analysen mit therapeutischen Ziel zur Milderung oder Heilung von Ärzten eingesetzt werden.

 

Ist der Hanf jetzt wieder „angekommen“?

Ja, aber – so hierzu wohl die korrekte Antwort. Hanf mag zwar sehr einfach anzubauen sein und hat viele positive Eigenschaften, jedoch ist der Anbau (bis auf ganz wenige Ausnahmen) für Privatpersonen nicht erlaubt und somit strafbar. In großer Sorgfalt geht Franziska von Au am Ende ihres Buches in einem eigenen Kapitel auf diesen Aspekt ein.

 

Was können Sie aus der Lektüre mitnehmen?

Das Buch ist für alle, die neugierig sind und mehr über unsere geniale Pflanzenwelt erfahren wollen. Durch Franziska von Au bekommt die alte Nutzpflanze Hanf ein umfassenderes „Gesicht“ bekommen - das Plädoyer ist ihr wirklich gelungen. Die Autorin hat mit viel Liebe und umfangreichen Recherchen zahlreiche Informationen zusammengetragen. Eine Geschichte eines wertvollen Ernährungs- und Rohstofflieferanten, der sich über viele Jahrtausende trotz vieler Behinderungen aus Verboten und Gesetzen immer wieder behaupten konnte.   

 

Autor: Andreas Paersch

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