Die eigene Energiequelle kennen, nähren und nutzen

Artikel von Anke Keller

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Das Thema Energie aus ayurvedischer Sicht zu beleuchten, kann sehr ausufernd werden. Schließlich besteht alles irgendwie aus Energie. Auch wir selbst!

 

Und es dreht sich auch alles um Energie. Unsere Lebensenergie zum Beispiel oder jene Energie, die wir Stoffwechsel nennen. Manch einer beschreibt Ayurveda sogar als Energiesparprogramm. Stimmt auch. Nach meiner Auffassung geht es darum, so zu leben, dass uns die eigene Lebensenergie nicht zu früh ausgeht. Sie so zu nähren, dass wir alles erreichen können, was wir uns vornehmen. 

Klingt gut oder? Ist es auch. Und es ist einfach umzusetzen. Es fängt damit an, zu wissen, aus welcher Energie wir gemacht sind. Da schließt sich der Kreis wieder. Beginnen wir also hiermit: 

 

Nichts als Bioenergien

Die ayurvedischen Begriffe Vata, Pitta und Kapha stehen für Konstitutionstypen, Doshas oder einfach Bioenergien. Denn Ayurveda ist keine Religion. Es ist eine anerkannte Wissenschaft, die auf den Naturgesetzen basiert. Auch wenn sie mit mehr als 3.000 Jahren schon sehr alt ist. Sie wird in über 80 Ländern der Welt gelebt, unter anderem in der Charité in Berlin beforscht und weltweit stetig weiter entwickelt. Sogar die Deutsche Bundeswehr und unsere Polizei lassen sich ayurvedisch beraten. Denn Ayurveda ist eine der großen, von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) anerkannten Heilkunden, die nur einen Nutzen hat: uns Menschen zu dienen. Aber zurück zu den Bioenergien. 

 

Wenn wir uns die Welt vom physikalischen Ursprung her ansehen, besteht alle Materie aus vier bis fünf Elementen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und – im Ayurveda einzigartig – Äther/Raum. Wäre das alles, würde sich nichts verändern. Doch in der Zusammenwirkung der Elemente entstehen drei Bioenergien. 

Die drei Bioenergien:

  • VATA: Aus Luft und Äther entsteht Bewegung, auch Kinethik genannt. 
  • PITTA: Feuer und Wasser vereinen sich zu einem Umwandlungs-/Transformationsprozess, unserem Stoffwechsel, dem Metabolismus.
  • KAPHA: Erde und Wasser verbinden und lassen etwas Neues entstehen. Die Energie nennt sich Wachstum, Zusammenhalt oder Anabolismus

 

Alles in diesem Universum und auf unserer Erde wird also durch diese drei Energien verändert. In uns Menschen erschaffen sie unter anderem so wundervolle Fähigkeiten wie Kreativität, Tatendrang oder Fürsorglichkeit. 

 

Nun ist es jedoch so, dass wir Menschen zwar jeder von allen Energien etwas in sich trägt, jedoch nicht alle zu gleichen Teilen. Im Gegenteil: Wir alle sind einzigartig! Jeder von uns kommt mit einer bestimmten Mischung der Bioenergien auf die Welt. Diese Energie-Mixtur oder Grundkonstitution ist unser Gleichgewicht. Würden wir es schaffen, uns immer in dieser Balance zu halten, würden wir nicht krank werden, unsere Lebensenergie nicht zu schnell aufbrauchen und ein rundum gesundes und glückliches Leben führen. 

 

Aber dann kommt das Leben. Unterschiedliche Lebensphasen unterliegen ihren eigenen Energien, die Einfluss auf uns nehmen. Das Wachstum in der Kindheit, die Transformation im Erwachsenenalter und die mentale Stärke in der zweiten Lebenshälfte. Die Jahreszeiten rauschen mit ihren Winden, Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Feuchte an uns vorbei. Und dann kommen da noch die vom Menschen hausgemachten Einflüsse wie Stress (Vata), Leistungsdruck (Pitta) oder Wohlstand (Kapha) in unser Leben und – schwupps –, wir kippen aus dem Gleichgewicht. Aber aus welchem eigentlich? 

 

Stimmt! Die wenigsten Menschen kennen ihr Gleichgewicht. Und so kommt es, dass wir bildlich gesprochen vom flinken und beweglichen Äffchen verlangen, den ganzen Tag ruhig zu sitzen. Der ausdauernde und kraftvolle Elefant versucht auf Bäume zu klettern. Und der Tiger oder Löwe verkneift sich das Jagen und Herrschen. 

 

Warum ist dieses Gleichgewicht so wichtig?

Es ist egal, ob wir nun mehr Vata, Pitta, Kapha oder irgendeine Mischung daraus sind. Ist unser Körper nicht in seinem Gleichgewicht, kann er nicht richtig arbeiten. Es entsteht ein so genanntes Ungleichgewicht, die Ist-Konstitution, die – steuern wir nicht gegen – sich manifestiert und in Krankheiten endet. Aber das Schlimmste ist: Dieses Ungleichgewicht kostet uns unsere Lebensenergie. 

 

Nach dem Verständnis des Ayurveda sind wir mit zwei Quellen für Lebensenergie gesegnet. Wie ein Topf wird bis zu unserem zweiten Lebensjahr eine Quelle von unserer leiblichen Mutter aufgefüllt. Den zweiten Topf füllen wir selbst – jeden Tag! – durch die für unsere Konstitution verdaubare Ernährung und Lebensweise.

Ja, da stand “verdaubar”. Unser Stoffwechsel, auch eine Energie, ist entsprechend unserer Konstitution einzigartig. Deshalb ist es so unwichtig, welche Ernährungslehre gerade in ist. Viele haben aus ayurvedischer Sicht ihre Berechtigung. Jedoch sollte es keine Trendfrage sein, wie ich mich ernähre und lebe, vielmehr eine Typfrage. 

 

Als wäre das nicht schon genug, werden die Teile unserer Nahrung, die für uns unverdaubar sind, auch noch im Körper abgelagert, weil er sie nicht abführen kann. Schlacken entstehen und belasten neben Umweltgiften und Chemie unsere Körper zusätzlich. Die Körperkanäle werden verstopft und die ohnehin schon geringere Energie kann nicht mehr ungehindert fließen. 

 

“Dabei ist es so einfach!”

So etwas höre ich immer wieder im Gespräch mit meinen Klienten. Und das ist es! Niemand muss sein komplettes Leben auf den Kopf stellen, um sich energievoller, widerstandsfähiger und vitaler zu fühlen. Es sind die kleinen Schritte in Verbindung mit dem Wissen um die eigene Konstitution, die etwas bewegen. Und diese kleinen Schritte richten sich nach dem eigenen Leben und dem eigenen Geschmack, also nach dem Menschen, um den es geht.

 

Bilder: Anke Keller

Die 6 magischen ersten Tipps

Starten Sie mit diesen jahreszeitlich auf den Herbst abgestimmten Tipps: 

  • Verzehren Sie warme Speisen, die nicht zu trocken sind.
  • Essen Sie viel Gemüse, Kräuter und Obst.
  • Gehen Sie saisonal und regional auf den Bauern- und Wochenmärkten einkaufen. 
  • Kochen Sie so oft es geht frisch und mit natürlich Zutaten. 
  • Trinken Sie warmes Wasser und Kräuter- oder Gewürztees. 
  • Gehen Sie raus in die Natur, deren Teil wir sind. Sie nährt uns und heilt uns in vielerlei Hinsicht.

Hören Sie auf Ihre Intuition, und setzen Sie ein oder zwei dieser Tipps um. Mehr braucht es oft gar nicht. Es reicht, den für Sie und Ihr Leben zum jetzigen Zeitpunkt wichtigen und richtigen Hebel zu finden und dann ganz behutsam vorzugehen. Schritt für Schritt zu Ihrer eigenen Energiequelle.

 

Möge Ihre Lebensenergie Ihnen immer genug sein und ungehindert fließen können. Mögen Sie aus ihrem tiefsten Inneren heraus mit der Sonne um die Wette strahlen. …ganz im Sinne des Ayurveda, dem Wissen vom langen, gesunden und glücklichen Leben.

 

Artikel von: Anke Keller

Ganzheitliche Ayurveda Ernährungs- und Gesundheitsberaterin, Ayurveda Köchin i. A.

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Anke Keller
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