Rückenwind aus der Vergangenheit

Neue Kraft tanken, Stress reduzieren, sich entspannen. Ganz im Hier und Jetzt ankommen. Hierzu sich zum Meditieren hinsetzen, sich in Bewegung zu bringen, auf die Ernährung achten - dies sind jedoch alles Aspekte, die für die Gegenwart sehr wichtig sind. Doch kann man nicht auch Kraft aus der Vergangenheit schöpfen?


Gastartikel von Ullrike Wirtz, Spiritueller Coach für mentale Balance

Adobe Stock 37463313 | Robert Hoetink
Adobe Stock 37463313 | Robert Hoetink

Immer wieder gibt es Situationen mit der Familie und besonders auch im beruflichen Umfeld, die sehr Konflikt beladen sind und immer wieder Kraft rauben. Mehr noch. Sie können sich immer wieder um das gleiche Streitthema drehen und man versteht nicht, woher das kommt. Denn man lebt ja schließlich mit den besten Absichten. Eine Krankheit manifestiert sich unerklärlich und man möchte doch so gerne verstehen, warum einem dies passiert und ob es nicht doch etwas gäbe, was man für sich noch tun kann.

 

Die Antwort kommt aus unserer Vergangenheit: Familienstellen.

Die Methode heißt Familienstellen und mit ihr kann man sich heilende Kraft aus der Vergangenheit holen. Diese heilende Kraft kann es möglich machen, die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und aufzulösen. Ein Beispiel hierzu ist das Chornical Fatique Syndrome oder das Burnout Syndrome. Hierfür gibt es keine wirkliche Erklärung sonst würde man sie nicht als Syndrome bezeichnen. Alles ohne Erklärung wird in Diagnosen als Syndrome bezeichnet.

 

 

In meinem eigenen Leben bin ich die Spirale der Kraftlosigkeit 3 Mal gegangen. Schulmedizinisch hätte es für mich nur den Weg in die Erwerbsunfähigkeit noch gegeben, doch dafür fühlte ich mich zu jung und eine Stimme sagte: „Das kann doch nicht alles gewesen sein!". Ja, auch mein Leben war zusätzlich familiär sehr konfliktreich und die Konflikte schienen so festgefahren, dass keine Lösung greifbar gewesen wäre. So kam ich auf die Idee diese Kraftlosigkeit mir einmal ganz anders anzusehen. Ich buchte ein Tagesseminar Familienaufstellungen.

 

Jede Situation ist einzigartig.

Ein Therapeut oder eine Therapeutin leitet die Aufstellungen, Teilnehmer lassen ihr Problem aufstellen mit Hilfe von Stellvertretern. Stellvertreter können auch passive Teilnehmer sein, die sich erst einmal mit der Methode vertraut machen. Der Tag kam endlich und ich konnte es kaum abwarten bis es begann. Alles pulsierte so sehr in mir, dass ich direkt mit „meiner" Aufstellung beginnen wollte.

 

 

Das Familienstellen beschäftigt sich wie der Name sagt mit Familie, aber auch mit Systemen (Organisation, Abteilungen in Firmen, etc.). Aufgestellt wird mit Stellvertretern, die einen selbst, Familienmitglieder oder Themen repräsentieren. Es gibt keine zwei Aufstellungen, die exakt gleich sind. Jede Situation, die man beleuchtet haben möchte, ist einzigartig.

 

Update-Service für Sie:

Sie wollen den nächsten Artikel in unserem Magazin nicht verpassen? Dann tragen Sie sich gleich ein:


>> Anmeldung Newsletter.


In meinem Fall entschied die Therapeutin, dass ich zuerst Stellvertreter für mich und meine Mutter wähle. Die Gruppe der Teilnehmer saß im Kreis und innerhalb des Kreises gab ich der Stellvertreterin für meine Mutter einen Platz und dann der Stellvertreterin für mich. Hieraus ergab sich eine eigene Dynamik.

 

Bei dieser Aufstellung war es so, dass ein Familienmitglied, ein verstorbener Bruder in der Familie keinen Platz hatte. Nach seinem Tod wurde er kaum noch erwähnt. Dies ist in sehr vielen Familien der Fall, dass Verstorbene nicht richtig betrauert werden. Ganz stark wirkt sich dieser Umstand auch auf Familien aus, wenn Kinder nicht zur Welt kamen, weil die Schwangerschaft nicht hielt oder es eine Abtreibung gab.

 

Vererbte Narben

Aber auch Familienmitglieder, die verstoßen wurden, können eine Auswirkung haben. Diese Auswirkungen und übertragenen Traumata nennt man auch vererbte Narben. Denn weiter gedacht, kann man mit den Aufstellungen aufarbeiten, was noch unsere Eltern und Großeltern in den Kriegszeiten erlebt haben und sich dann in unserer jetzigen Generation an psychischen und körperlichen Erkrankungen bemerkbar macht.

 

Kraft aus der Vergangenheit

Diese Kraftlosigkeit, deren Ursache 45 Jahre vor meiner Geburt entstand, konnte über diese Familienaufstellung erkannt und gelöst werden. Über die klassische Psychotherapie hätte diese Ursache nie erkannt werden können, wäre immer ein blinder Fleck geblieben. Darin durfte ich jedoch noch sehr viel mehr erkennen.

 

Ich durfte in dieser Aufstellung meine Mutter in einem anderen Licht sehen und erfahren. Von meiner Seite aus entstand für sie eine neue Verbindung. Vor allem sehr viel Mitgefühl, wie wenig sie in ihrem Leben für sich selbst hatte. Wie hart dies für sie war, denn sie wurde 1930 geboren und hatte obendrein auch noch den Krieg zu überstehen. Die Lösung aus dieser Aufstellung, dass sich meine Mutter wieder zu mir hinwenden konnte und die Kraft, die für uns zurückkam, brachte mir in der Zeit danach sehr viele Erkenntnisse und vor allem tatsächlich Kraft. Die Kraftlosigkeit ist tatsächlich aufgelöst und die Aufstellung half mir, zu meiner Mutter noch einmal ein neues positives Verhältnis zu finden.

 

Es ist nun leicht, sich vorstellen zu können, wie viel wir aus der Vergangenheit unserer Eltern und Vorfahren mit uns herumschleppen, was wir gar nicht wissen können. Inzwischen kann auch die Wissenschaft (bspw. an der Universität in Magdeburg) nachweisen, dass sich diese traumatischen Erfahrungen über Generationen hinweg übertragen und sich diese auf das Verhalten und Leben der Nachkommen auswirken.

 


Autorin: Ullrike Wirtz => zum Profil

Ullrike Wirtz
Ullrike Wirtz