Buchbesprechung / Rezension

Wildnisapotheke

VON EUNIKE GRAHOFER

Es gibt Bücher, die haben etwas Magisches. Sie fühlen sich gut an, laden ein zum Stöbern, sind attraktiv gestaltet und begeistern den Leser mit jeder Menge wertvollem Wissen. Und dabei will man am liebsten gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen, weil es soviel Freude macht und man immer tiefer einsteigen will in die Themenwelt des Buches.

 

Roman, Krimi, Reiseführer? Nein, viel spannender, denn es geht um die Natur und unsere Gesundheit. Ich will Sie neugierig machen für das neue Buch „Wildnisapotheke – Hausmittel aus über 400 Jahren“ der österreichischen Kräuterpädagogin Eunike Grahofer. 

 

Quelle: PR Agentur Schulz
Quelle: PR Agentur Schulz

Disclaimer: Das Buch wurde mir durch den Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Verlag bezahlt mich nicht für diesen Blogartikel oder Backlink. Die Rezension schreibe ich aus eigenem Antrieb.

Husten, Heiserkeit,Verdauungsprobleme – Wald und Wiesen halten zur Lösung dieser gesundheitlichen Probleme allerlei „Zutaten“ bereit, die frei verfügbar sind und für die man sich eigentlich „nur noch bücken muss“. Doch von welcher Pflanze soll welcher Bestandteil überhaupt genutzt werden? Und wann wäre der optimale Erntezeitpunkt? Dieser lässt sich leider zuweilen auch nicht auf den Tag bestimmen, da die allgemeine jahreszeitliche Entwicklung (hat es viel geregnet oder war es sehr trocken) maßgeblich die Reife der Pflanze bestimmt. Beim Sammeln in Flora und Fauna bedarf es deshalb viel Erfahrung und ein großes Wissen. Doch dieses wird oft als Familienschatz gehütet, von Generation zu Generation weitergegeben. Wie gut, dass es hier „Schatzjäger“ wie Eunike Grahofer gibt, die in ihrem neuen Buch aus ihrer Arbeit als Kräuterexpertin und von den Gesprächen mit Kräuterfrauen berichtet.

 

Das Buch ist wirklich liebevoll gestaltet. Ausdrucksstarke Bilder, freigestellte Bildelemente, eingepasste Info-Kästen, farbige Überschriften, seitlich angebrachte Textzusammenfassungen – einfach toll! Dem Leser werden viele Gestaltungselemente geboten, damit er sich nach Herzens Lust mit dem Buch beschäftigt und sich schnell zurechtfindet.

 

„Einmal-gelesen-und-ab-ins-Regal“? Nein, zu dieser Kategorie gehört das Buch wahrhaftig nicht, was man bereits am Inhaltsverzeichnis feststellen kann, denn alle Rezepte sind nach dem Kalender gegliedert. So ist dem Monat Mai des Kleingärtners „Lieblingspflanze“, der Löwenzahn, zugeordnet. Löwenzahn-Tee und Löwenzahnblütenhonig waren mir schon bekannt – doch es helfen auch Stiele und Knospen des „Beikrauts“ (ja, bitte nicht „Unkraut“ sagen). Für alle Vier gibt es jeweils noch ein Rezept, das auch für den Nicht-Kräuter-Profi nachvollziehbar ist. „Es ist die Einfachheit der alten Hausmittel, die uns Menschen seit vielen Hunderten von Jahren erleichtert hat, sie herzustellen und anzuwenden“, so Eunike Grahofer. Dazu gibt es noch zwei Geschichten rund um den Löwenzahn, die dazu beitragen, das so oft ungeliebte Pflänzlein in ganz anderem Lichte zu sehen. Und wer jetzt die Erwähnung der Löwenzahn-Wurzel schon vermisst haben mag – nur Geduld, denn diese ist erst im Monat September dran!

 

Im Monat Juli geht es u.a. um den Kirschenstängel-Tee, denn dieser wirkt mildernd bei starkem Husten. Oh, hätte ich diesen Tipp doch schon vor der Zubereitung unserer Sauerkirschen-Marmelade-Einkochen gewusst – ich hätte zumindest einige Stiele zum Trocknen beiseite gelegt. Dann berichtet die Autorin von der Arnika, die so wertvoll ist und leider durch überdüngte Wiesen, Monokulturen und dem Verschwinden der Feldraine immer weniger anzutreffen ist.

 

Auf über 260 Seiten findet der wissenshungrige Leser wahrhaftig den Fundus für eine große Apotheke. Auch wenn da für den „Städter“ mit Tausendgüldenkraut, Berufkraut oder Blutweiderich so manch ein Name dabei ist, der bisher vielleicht noch unbekannt war. So werden nach dem Studieren des Buches aber auch Zusammenhänge deutlich, die man vielleicht bisher noch nicht kannte. Oder haben Sie die Wegwarte, die an vielen Wegen in ihrer blauen Blüte herrlich schimmert, als Lieferant für gute Inhaltsstoffe eingestuft?

 

Fazit:

Das ist ein Buch zum Sich-Selber-Schenken! Man kann hier ganz viel Wissenswertes über die Schätze unserer Natur erfahren – und daraus sogar etwas für seine eigene Gesundheit mitnehmen. Wie beschreibt es eine Kräuterfrau im Interview mit Eunike Grahofer so schön: „Ich weiß nicht, welche Zeiten einmal wieder kommen werden. Vielleicht ist es irgendwann wieder wichtig, in Notsituationen die richtigen Pflanzenmittel zu kennen. Deshalb erzähle ich meine Geschichten weiter, weil ich möchte, dass außergewöhnliche Anwendungsmöglichkeiten erhalten und nicht vergessen werden“.

 

Buchbesprechung von Andreas Paersch

 


Weitere Informationen zum Buch: >> Wildnisapotheke